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Das ist ja krank...!

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Die Haurobbe

 Als ich Herr Müller das erste Mal traf, warf er eine Robbe nach mir. Sie landete nur knapp vor meinen Füßen und schaute mich aus traurigen, schwarzen Knopfaugen an. Ich war ein wenig verstört aber auch erstaunt über die Kraft und Zielgenauigkeit dieses tendenziell schrumpeligen Männleins, das da vor mir im Bett lag. „Was tun Sie da?“, fragte ich an und für sich rhetorisch. „Ich haue Sie. Sieht man doch.“ „Ah“. Ich hob das Stofftier auf und reichte es ihm. Herr Müller sah mich dankbar an. „Rosi, ich habe dich vermisst!“. Dann pfefferte er die Robbe abermals mit voller Wucht in meine Magengegend. Diesmal traf er. Und ich verbannte Rosi unter Zeter und Mordio in Herr Müllers Nachtkästchen. Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Man entwickelt IMMER eine Beziehung zu dem Menschen, dem man allmorgendlich den Intimbereich wäscht. Manchmal plauderten wir ein wenig, während ich ihm die Socken anzog. Er erzählte von seinen Erfolge bei der WM 74 und ich darüber, wie viel...

Forensik

  Forensik Wie kann ich eine Beziehung zu einem Gegenüber aufbauen, zu dem ich keine Beziehung aufbauen darf? Wenn ich mit einen Patienten Spreche kennen sie weder meinen vollen Namen noch mein Alter oder wissen, woher ich komme und warum ich hier bin. Immer muss ich mir bewusst machen, dass alles was ich sage gegen mich verwendet werden kann. Eigenschutz. Es ist eine einseitige und sehr abhängige Kommunikation: Verweigert mir der Patient eine Antwort auf eine Frage, ist unhöflich oder laut bin ich verpflichtet solche Dinge in einen Bericht mit aufzunehmen der über seine nächsten 20 Lebensjahre, Freiheit oder Unfreiheit entscheidet. Was ist schon frei. Einer hat mir einmal erzählt, dass er erst hier wirklich frei sein konnte, ohne das Geschäft, seinen Boss und die alleinige Verantwortung für seine drei Kinder. Er hatte drei Tränen auf die Wange tätowiert. Einer wird nie wieder frei sein, weil das, was er getan hat so schwerwiegend ist, dass er vermutlich in der Psychiatrie ...

Kratz mich, beiß mich, gib mir Tiernamen.

Die beiden waren schon lang zusammen. So lang, dass sie sich gar nicht mehr erinnern konnten seit wann, warum und vor allem wie sie es so auch noch zu einer gemeinsamen Hauskatze gebracht hatten. Er war Krankenpfleger, sie arbeitslos. Während er sich endlich mal wieder ein bis 52 Wochen Urlaub wünschte, sehnte sie sich nach Abwechslung und etwas Gesellschaft. In der Zwischenzeit behalf Sie sich mit dem Erwerb und Konsum von bewusstseinsfördernden haluzinogenen Substanzen. So auch an diesem schwülen Sommertag Ende Juli. Das Nähebedürfnis erfuhr durch die Hitze eine erhebliche Potenzierung und da der Kater sich in weiser Voraussicht in einen kühlen Hinterhof verzogen hatte blieb ihr nur noch der langjährige Lebenspartner, der bald von seiner Frühschicht zurückkehren sollte. Dieser hatte, vulgärsprachlich ausgedrückt, einen echt beschissenen Tag gehabt. Gleich drei seiner Kolleginnen hatten vor kurzem, würden in absehbarer Zeit oder waren gerade dabei Kinder zu bekommen. Zudem hatte de...

„Hallo, ich bin Ammonite und mehr oder weniger selbstverschuldet lande ich immer in der Gerontologie. Freut mich Sie kennen zu lernen“.

  „Hallo, ich bin Ammonite und mehr oder weniger selbstverschuldet lande ich immer in der Gerontologie. Freut mich Sie kennen zu lernen“. Das ist der Satz, mit dem ich mich inzwischen routinemäßig in jeder neuen Praktikumsstelle vorstelle. Er könnte nicht wahrer sein denn in neun von zehn Fällen werde ich für Stationen eingeteilt die irgendetwas mit der Betreuung, Bespaßung und Beratung von Menschen ab 55 aufwärts zu tun haben. Und lassen Sie mich ganz ehrlich sein, nie habe ich dabei interessanteres und unterhaltsameres Klientel kennengelernt: Arnie… …hieß eigentlich anders, wird aber aus Datenschutzrechtlichen Gründen unter obengenanntem Alias vorgestellt. Allmorgendlich der erste der mich begrüßte und mich, in Windelhöschen und Arnold Schwarzenegger-Pose in ein Gespräch über die Schönheit des klassischen Amerikanischen Männerkörpers verwickelte. Dabei war er gar kein Amerikaner, sondern Urschwabe und verlangte aus diesem Grund gerne und lautstark nach „another portion of...

Der Seelendackel

Herr R. War sehr gläubig. Aber nicht etwa römisch-katholisch, oh nein!- Herr R. Glaubte an Chakren, Auren und die Macht des guten alten Sandelholz-Rächerstäbchens gegen die zerstörerische Kraft eines Lungenkarzinoms im Endstadium. In seinem Tipi nahm er des öfteren Dämonenaustreibungen vor oder vollzog Fruchtbarkeitsriten für Freunde und Förderer des Schamanentums, für die er gerne einmal vollkommen entblättert bis auf eine beeindruckende Adlermaske mit echten Federn die Straßen seiner Heimatstadt unsicher machte. Und obwohl sich seine Nachbarn durchaus gestört fühlten, war dies nicht der Grund, warum Herr R. am heutigen Tag in der Psychiatrischen Aktutstation meines Lehrkrankenhauses vorstellig wurde. „Mein Erich ist tot, ich muss sterben“, Herr R. war auf dem Boden in sich zusammengesackt und wiege sich heulend vor und zurück. „Aber wer ist denn der Erich? Ihr Mann?“ versuchte ich Herr R. primär aus Empathie heraus, aber vor allem weil der Möchtegern-Indianer den Notausgang block...

Von Männern und Frauen

Es ist ein wunderschöner Tag in der Notaufnahme K1-Innere Medizin und Unfallchirugie. Ich bin auf dem Weg aus der Cafeteria hier gestrandet und plausche noch ein wenig mit einer Kollegin aus der Krankenpflegeschule, als plötzlich eine junge Frau, sich vor schmerzen krümmend, durch die absolut unpraktische Notaufnahmen-Drehglastür stolpert. Begleitet wird sie dabei von einem, ebenso jungen, Mann der auch, ähnlich einer besoffenen Hummel, erst mehrmals an eine der Scheiben dotzt bevor er es schafft, hinter ihr her zu stolpern. Augenblicklich springt meine Kollegin auf- medizinisches Fachpersonal lebt ähnlich Feuerwehrleuten nach dem Motto „Allzeit bereit“, und eilt der frischen Patientin mit einem Rollstuhl zur Hilfe. Nach kurzer Inspektion wird sie in die Kategorie „rot“ (absoluter Notfall) eingestuft, und qualifiziert sich somit für den hiesigen Premiumservice mit direktem Arzt- und Schmerzmittelzugang. Schnell stellt der Behandelnde Arzt Dr. H die absolut unerwartete Diagnose „a...