Ich war im Urlaub.
So wie 80% der Deutschen zwischen 0 und 99. Ich habe Rotwein
getrunken, bin ein bisschen braun geworden und habe am Pool gelegen.
Ziemlich viel am Pool gelegen. Weil wir in irgendeinem kleinen
italienischen Kaff waren in dem es außer Trauben und Katzen nicht
besondes viel gibt. Es sei denn man hat nen Führerschein oder Talent
beim Fußballspielen. Hab ich beides nicht. Deshalb also: Pool. Und
was macht man da so? Traditionellerweise setzt man sich eine
Sonnenbrille auf, schnappt sich ein Buch und tut so als würde man
lesen, während man eigentlich die Leute um einen herum beobachtet,
sie in Kategorien steckt und dann später mit diversen Verwandten
genüsslich über sie herzieht.
Genau das habe ich
gemacht und mir ein Paar der interssantesten Exemplare herausgesucht
um sie hier kurz literarisch festzuhalten:
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Sweet home Alabama
Eine Großfamilie
im wahrsten Sinne des Wortes. Vier Erwachsene und zehn Kinder im
alter von 1-30. Niemand wusste so genau wer da zu wem gehört. Am
allerwenigsten wohl sie selbst. Vor allem bei diesem einen Pärchen,
das sich wirklich erschreckend ähnlich sah und mindestens alle
zwei Stunden in den Rosengarten verschwand konnte man sich nicht
sicher sein, ob in dieser Familie nicht vielleicht doch nach dem
Motto Incest is Wincest gelebt wurde.
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Die glücklichen Lesben
Holt die
Regenbogenflagge raus, Kinder! Nicht nur im Juni war bei diesen
beiden Vertreterinnen der LGBTQ+ Community Pride Month. Bereits beim
Frühstück sitzt hier der Bürstenhaarschnitt perfekt und natürlich
dürfen auch intensives Geflirte und die zwei Babykätzchen nicht
fehlen, deren Bilder stolz überall herumgezeigt werden. Ach und
übrigens, wir suchen noch nen Mann für einen heißen Dreier.
aber zu viel Glück
ist doch langweilig. Deshalb kommen wir jetzt zu…
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...den unglücklichen Lesben
Sie wollen nicht,
dass man merkt, dass sie zusammen sind. Tut man aber trotzdem. Auch
wenn sie zwei Liegestühle an den beiden entgegengesetzten Enden des
Pools belegen, Orson Scott lesen und einander nur ganz unauffällig
beim Schwimmen auf den Hintern starren.
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Die Italiener
Es gab in Italien
tatsächlich auch Italiener. Nein, nicht ganz Umbrien ist von fetten,
bratwurstfutternden Deutschen besetzt. Italiener erkennt man daran,
dass sie in jedem zweiten Satz über Essen reden. Sogar beim Essen.
Vor allem dann. Und wenn sie das nicht tun, dann ist jemand
gestorben oder sie sind krank...wobei, selbst dann besteht ja noch
die Gefahr, dass man selbst verhungern könnte.
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Der, der nie am Pool war
Jeder weiß, dass
er da ist denn ab und an hört man Geräusche aus seinem Zimmer, die entweder nach hartem Analsex oder heidnischem Opferritual klingen.
Aber gesehen hat man ihn nie. Einziges Indiz für seine Anwesenheit
war die allmorgendliche halbgetrunkene Tasse lauwarmen Kaffees im
Frühstücksraum. Das kann durchaus metaphorisch gesehen werden.
Denn manchmal ist
das alles, was von uns bleibt. Eine Tasse halbgetrunkener lauwarmer
Kaffee und ein paar Klischees irgendwo auf einem Tisch in einem
Frühstücksraum in einem Hotel in einem kleinen Kaff in Italien.
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