Herr R. War sehr gläubig. Aber nicht etwa römisch-katholisch, oh nein!- Herr R. Glaubte an Chakren, Auren und die Macht des guten alten Sandelholz-Rächerstäbchens gegen die zerstörerische Kraft eines Lungenkarzinoms im Endstadium. In seinem Tipi nahm er des öfteren Dämonenaustreibungen vor oder vollzog Fruchtbarkeitsriten für Freunde und Förderer des Schamanentums, für die er gerne einmal vollkommen entblättert bis auf eine beeindruckende Adlermaske mit echten Federn die Straßen seiner Heimatstadt unsicher machte. Und obwohl sich seine Nachbarn durchaus gestört fühlten, war dies nicht der Grund, warum Herr R. am heutigen Tag in der Psychiatrischen Aktutstation meines Lehrkrankenhauses vorstellig wurde. „Mein Erich ist tot, ich muss sterben“, Herr R. war auf dem Boden in sich zusammengesackt und wiege sich heulend vor und zurück. „Aber wer ist denn der Erich? Ihr Mann?“ versuchte ich Herr R. primär aus Empathie heraus, aber vor allem weil der Möchtegern-Indianer den Notausgang block...